Worum geht’s?

Grob zusammengefasst erzählt HÖRPLANET die größtenteils wahre Geschichte zweier skurriler Typen, die mehr als ein Jahrzehnt lang versucht haben, ein erfolgreiches und zufriedenstellendes Hörspiellabel zu betreiben.

SPOILERALAM: Der Versuch scheiterte endgültig im Jahr 2017, als die beiden das Label einmotteten.

Einer der Typen bin ich, der andere ist mein bester Freund Michael.

Und ab hier komme ich nicht um eine etwas ausuferndere Schiderung der Umstände herum, die zu dieser Animationsserie führten.


Im August 2017 beschlossen wir, unser Hörspiellabel aufzugeben, da wir mit den Möglichkeiten im Laufe der Jahre immer unzufriedener geworden waren. Und je mehr wir Abläufe und Arbeitsverfahren optimierten, desto klarer wurde, dass das zwar die Symptome optimiert, aber nicht die zugrundeliegende Krankheit an sich. Oder, um im Bild zu bleiben:

Wir hatten mittlerweile meisterlich gelernt, unser Fieber täglich mit Paracetamol zu senken, damit wir im Alltag funktionierten. Dabei kamen wir vor lauter falscher Begeisterung, dass wir selbst im vierten Jahr des immer höher steigenden Fiebers immer noch ganz gut auf tägliche Dosen Schmerzmittel reagierten, gar nicht mehr auf den Gedanken, dass es vielleicht eine viel simplere Lösung geben könne – nämlich die Ursache des Fiebers zu bekämpfen.
Es folgten drei Tage Bettruhe, um die Erkältung auszukurieren, danach war das Fieber komplett weg, ganz ohne Medikamente. Und die drohende Herzmuskelentzündung hatten wir auch noch kurz vor knapp verhindern können, wenn auch zufällig.

Nun, dass FIEBER war im echten Leben eine endlose Fülle an Problemen bei der Hörspielproduktion an sich, der wir uns stellen mussten. Das fing bei riesigen Schwierigkeiten mit guten Stories an und hörte leider weder bei den Sprachaufnahmen mit fast durchgehend unangenehm egozentrischen und nahezu psychopathischen Schauspielerinnen und Schauspielern – gegen die man selbst plötzlich wie ein farbloser und dezenter Zwerg wirkte mit seiner eigenen nicht abstreitbaren Künstler-Macke – oder den generellen Widrigkeiten jeder künstlerischen Arbeit, die trotzdem gefallen und profitabel sein soll.

Das PARACETAMOL waren in unserem Alltag zum Beispiel Versuche, die immer lähmendere und sich leider partout nicht abstellen lassende Problematik beim Ausarbeiten neuer Geschichten mit externen Autoren in den Griff zu kriegen. Man besprach gemeinsam neue Ideen, und alle gingen auseinander mit einem ehrlich gemeinten „Jau, geile Ideen!“. Aber wenn dann die auf diesen Ideen basierenden Skripte eintrudelten, stellten wir immer wieder ziemlich frustriert fest, dass Autoren wirklich scheinbar eindeutige Absprachen komplett anders auffassen können – und leider gerne eher in Richtung „unnötig der Story schadend“. Da wurde dann sowas wie das vorher gemeinsam beschlossene „In Szene 13 passiert etwas, was die Story nochmal richtig erschüttert“ unfassbarerweise gar nicht automatisch „Die Hauptperson entgeht nur knapp einem tödlichen Unfall, und der Hörer wird erst vier Szenen später erfahren, dass es gerade nochmal gut gegangen ist“. Nein, da kam dann der Autor mit Szene 13, in der die Titelfigur  die Hauptstraße entlang geht, dann nähert sich ein Auto, ein anderer Passant ruft „Vorsicht, der Wagen will Sie überfahren“, woraufhin die Hauptfigur beiseite springt und wir diesen vielleicht zweisekündigen Schreckmoment direkt mit dem üblichen und nicht aus den semiprofessionellen Autoren hinauskriegbaren „Zum Glück ist mir nichts passiert, danke für Ihre Warnung“-Müll, der zwar in der echten Welt definitiv das erstrebenswerte Ende jeder schlimmen Situation ist, aber doch eben gerade nicht in einem entsprechend spannend sein sollenden Kriminalfall. Ob das am Ende Faulheit oder Fantasielosigkeit war, die unsere Zulieferer immer wieder an gerade diesen immens wichtigen Stellen ein Schema zugrundelegen ließen, gegen das das berühmte Schema F plötzlich wie eine viel zu verkopfte und üppige Lösung erschien, das haben wir bis zum Schluss nicht rausgefunden. Denn wir waren ja im letzten Arbeitsschritt damit beschäftigt, diese ganzen Bunkenstellen umzuschreiben, um die Serie zumindest auf dem Niveau zu halten, das die Fans so liebten. Hätten wir mal eine einzige Folge so veröffentlicht, wie die Autoren sie eingereicht haben – die Fans hätten gedacht, wir wollen sie verarschen. Selbst die aus Fansicht blödeste Folge ist noch zentnerweise besser als das, was der Autor/die Autorin uns als fertige Fasung überließ.

Tja, und Teil 1 der BETTRUHE im wahren Leben war dann die Erkenntnis, dass es zwar vielleicht gut gemeint ist, wenn wir hinter eigentlich jedem Autor im Anschluss noch herwischen, um seine seltsamen brauen Spuren auf dem Parkettboden zu entfernen, die er beim Herumrutschen mit dem eigenen Skript unterm Po hinterließ – aber dass wir eigentlich diese ganze Energie direkt in das Schreiben eigener Skripte stecken könnten, und dann den selben Aufwand hätten, aber deutlich weniger „Ach, Scheiße, warum denn schon wieder die unbemühteste Fassung einer eigentlich großartigen Ausgangssituation?“-Ärger.
Teil 2 war die Feststellung, dass Hörspielskripte selbst in dramaturgisch deutlich besser ausgereizten Fassungen einfach Limitierungen hatten, die sich auf die Bilder auswirkten, die wir mit unseren Inszenierungen ohne Erzähler hinkriegen konnten. Es war einfach nicht möglich, alles zu erzählen, was erzählt werden sollte. Der Zufall wollte, dass ich zu der Zeit eher aus Spaß an der Freude und zur Belustigung meiner Frau Verena und Michael an einer Liebesschnulzen-Roman-Parodie schrieb, welche im Laufe der Wochen unfassbarerweise unübersehbar aufzeigte, dass das der richtige Weg war, um die eigene Fantasie in optimalere Bahnen zu lenken. Romantext (und später die Hörbuchfassung mit demselben Text) war die Lösung. Und so schmerzhaft es für die Fans der Hörspiele war, dass wir nach dieser Erkenntnis am Ende einer schier endlosen Kette an Zufällen die Hörspielproduktion einstellten, für uns und die Geschichte hinter der Hörspielserie war es ein Befreiungsschlag. Aber das ist ein anderes Thema und kann an anderen Stellen nachgelesen werden.

 

Gratulation, du hast es bis hierhin geschafft.
Warum also die Animationserie? Ganz einfach:
Seit einigen Jahren unternahmen wir diverse Versuche, neben der Hörspielproduktion noch andere Dinge auszuprobieren. Wir adaptierten so eine Art Kalkofes Mattscheibe in ein Hörspielformat, indem wir YouTube-Clips von Höspielmachern nachspielten. Was leider überhaupt nicht gut ankam. So hätte sich Oliver Kalkofe in seinen Anfangsjahren fühlen müssen, wenn die einzigen Leute, die es geguckt und ihn anschließend mit Wut und Kritik überzogen hätten, die Fans von Patrick Lindner und Volksmusik gewesen wären. Klar, dass diese Gruppe nicht darauf steht, wenn ihre Idole veralbert werden. Aber wir hatten auch eher eine Gruppe im Sinn, die den Humor dahinter wertschätzt und im Idealfall vielleicht sogar eine schelmische Freude am stirnrunzelnden Abarbeiten mit den Unzulänglichkeiten der Hörspielbranche entwickelt oder gleich mitbringt. Aber diese Gruppe gab es wohl nicht. Oder wir haben sie nicht erreicht.

Als nächstes adaptierten wir SchleFaZ ins Hörspielgeschäft (wahrlich, Oliver Kalkofe hat uns seit unserer Jugend mit all seinen Projekten sehr geprägt und bis heute immer wieder inspieriert) und produzierten die Hörspielkammer des Schreckens, in der wir pro Folge ein besonders mies produziertes Hörspiel anderer Ohrenfolterer mit wahrer Spottkritik überzogen und das Ganze zu allem Überfluss auch noch mit Auschnitten aus den Originalen durchzogen, um auch eher Unentschlossenen die Möglichkeit zu geben, sich ein Urteil zu bilden.
Wir hätten es natürlich ahnen müssen, es passierte das Gleiche wie mit den Parodie-Clips zuvor: Eine handvoll debiler Hörspielnerds mit T-Shirts, auf denen „Ich habe absolut keinen Anspruch und sage noch danke, wenn ein Macher sich besonders wenig Mühe gegeben hat, denn ich mag meinen Brägen am liebsten in einer fast breiigen Viskosität“ (Trademark!) stand, pupte empört rum, wie wir es denn wagen könnten, definitiv tadellose Produktionen in persönlichem und blindem Hass und Neid auf angeblich deutlich erfolgreichere Mitbewerber zu verunglimpfen.
Wie so oft hatten wir zwar mit sowas gerechnet, aber eher als eine Art Phase 1, bevor sich das Format und das Nachfolgeformat nach unfassbaren 34 Folgen bei einer weiteren Gruppe Zuschauer etablieren würde. Doch wieder blieb Phase 2 aus. Warum auch immer. Wir verstehen es bis heute nicht. Es gibt für jeden Quatsch Fangruppen – aber nicht für ein Format, dass satt und mit derben Pranken draufhaut auf minderwertige Produktionen, die wahrlich nicht erst durch uns als solche bezeichnet wurden.

Am Ende war es aber wie immer: Wir mussten uns die Frage stellen, wo wir denn hinwollten. Auf der einen Seite waren wir mit diesen Projekten über uns selbst hinausgewachsen, was technische Umsetzung, Kontinuität beim Texten, Effekte und Präsentation anging. Jedenfalls auf der Basis dessen, was die eigenen Ansprüche und Startfähigkeiten waren.
So war leider wieder einmal klar, dass wir da keine Energie mehr reinstecken konnten. Beziehungsweise, dass ich da keine Energie mehr reinstecken konnte, denn Michael konzentriert sich seit Anfang 2018 vor allem auf die Romane, die wir nach dem Hörspielproduktionen als neues Projekt gestartet haben. Und so sehr und schnell ich mich von neuen Projekten anstecken und überzeugen lasse, inklusive sehr dienlichem Tunnelblick beim Ausarbeiten der notwendigen Zutaten – es wäre Wahnsinn, seine nahezu komplette Freizeit neben der Hörbuchproduktion damit zu verbringen, ein persönlich sehr geschätztes Format zu produzieren, dass neben immer mal wieder aufkeimender Empörung leider nahezu keine wachsende Fanschar erzeugt. Jedenfalls, wenn man so um die 500 bis 1.000 Klicks hat. Wären es 5.000, würde mich fehlendes Wachstum deutlich weniger stören.

Im Laufe der Jahre hatten sich so viele bescheuerte Erlebnisse im Zusammenhang mit unserer Hörspielschmiede angesammelt, dass wir unsere regelmäßigen privaten Treffen fast nur noch nutzten, um uns gegenseitig mit teilweise fast vergessenen „Weißt du noch, damals, diese abgefahren bescheuerte Sache…“-Geschichten gegenseitig zu unterhalten. Und wie immer war es ein zufälliger Gedanke beim „Was wäre wenn“-Rumspinnen während einem dieser Treffen, der die witzige Überzeugung aufbrachte, dass es diese Geschichten sein könnten, die die Lösung unserer Suche nach einem Ausgleichsprojekt sind.
Die Serie HÖRPLANET ist vielmehr eine Art „Pastewka“-Serie (sorry, Kalkofe), in der man nie ganz sicher sein kann, ob das gerade Gesehene eigentlich wirklich mal passiert oder nur im Rahmen einer weitergeführten Möglichkeits-Fantasie herausgekommen ist. Und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass die absurden Geschichten und Alltags-Dramedy-Momente unserer Vergangenheit objektiv betrachtet den Inhalt für 100 Folgen im Stil einer Pastewka-Folge hergeben. Und das Beste: Die meisten wirklich geschehenen Sachen müssen nicht mal mühsam umgearbeitet und auf Pointe gebürstet werden, gerade die ganzen Künstler (und definitiv auch wir beide selbst) haben eigentlich jeden abstrus aus dem Ruder laufenden Moment direkt zu einer Art Comedy-Desaster gemacht, das man nur noch aufschreiben, aufnehmen und animieren muss.

Und wenn wir es die letzten Jahre schon mehr als geschätzt haben, uns gegenseitig mit dem Auffrischen dieser bescheuerten Erlebnisse zum Lachen zu bringen, so kann man es mit nichts geringerem als „Liebe auf den ersten Blick“ umschreiben, was die ersten Testszenen der Animationsserie als Wirkung auf uns auslöste. Das ist einfach nur unbeschreibbar witzig, denn bereits die Hackfressen von uns sind die halbe Miete. Halt alles Zutaten, die Hörspielen leider auch fehlen.

Und wer noch nicht überzeugt ist, warum wir das machen, dem empfehle ich diese Webseite, auf der viele tolle Zitate zum Thema Humor zusammengetragen wurden. Und fast alle haben den Subtext „Ey, Leute – macht eine Hörplanet-Animationsserie. Anders kann es nicht gehen, wenn ihr wirklich das machen wollt, was ihr liebt und das die größtmögliche Menge an Potential für das Begeistern Dritter mitbringt“.

Das ist die theoretische Geschichte hinter diesem Projekt. Was die Praxis angeht, werde ich hier mal erweitern, wenn das Ganze angelaufen ist. Jetzt arbeite ich weiter an der Pilotfolge.

Alles Gute,
euer Dennis